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Neues von Poliscan Speed - Sachverständige sehen Restzweifel an Zuordnungssicherheit im dichten Verkehrsgeschehen

Wir berichteten bereits über Geschwindigkeitsmessungen mit dem laserbasierten Geschwindigkeitsmessgerät Poliscan Speed.

Jetzt wurden von den Sachverständigen Dipl.-Phys. Klaus Schmedding (Oldenburg) und  Olaf Neidel (Perleberg)  sowie dem techn. Mitarbeiters Thorsten Reuß (Oldenburg) Fahrversuche durchgeführt. Untersucht wurden vor allem Schrägfahrten und insbesondere die Fahrzugauswahl durch das Messgerät.

 

Schrägfahrten

Es wurde eine Fahrgasse mit Pylonen gebildet, welche unter ca. 7° auf das Messgerät zuführte. Die Autoren berichteten, dass die Versuche ergäben hätten, dass die vom Hersteller angegebene Messwertbildung (Kfz-Erfassung) tatsächlich in einer größeren Distanz zum Messgerät erfolge -typischerweise ab etwa 50 m davor.

 

Kfz-Auswahl durch das Messgerät

Über mehrere Versuchsfahrten wurde berichtet. Interessant waren diejenigen Versuchsfahrten mit zwei Fahrzeugen, welche leicht versetzt auf verschiedenen Spuren fuhren. Eingesetzt wurden ein SUV (Mercedes ML) und ein Volvo, wobei der Mercedes eine deutlich höher aufbauende und somit größere Reflexionsfläche geliefert habe. Da von den Sachverständigen der Verdacht gehegt wurde, dass sich das Messgerät  allem Anschein nach eher an den beim Volvo tiefer liegenden Schweinwerfern orientiere, als am Kennzeichen (bei beiden Fahrzeugen gereinigt und somit mit gleichen Reflexionseigenschaften), erfolgten Messfahrten mit verschiedentlich abgedeckter Frontfläche des Mercedes.

Die Sachverständigen berichteten, dass bei versetzter Schrägfahrt beider Fahrzeuge nicht der gutreflektierende Volvo, sondern der schlecht reflektierende, im Frontbereich abgedeckte Mercedes gemessen worden seien.

Nach Auffassung der Sachverständigen scheine es dem Gerät egal zu sein, "wer hier der bessere Reflektor bei Einfahrt in die Messebene ist", was schließlich in dem Aufsatz als bedenklich eingestuft wurde.

 

Nach Angabe der Sachverständigen konnten Messituationen (versetzte Schrägfahrt) reproduziert werden, und dass mit stets variierender Rahmenbreite. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass quasi exakt gleiche Ausgangssituationen vom Gerät unterschiedlich bewertet worden seien, was die -nach wie vor unklare- Einblendung des Auswerterahmens betreffe. Des weiteren wurde angemerkt, dass auch in einem Fall, bei welchem nur ein Fahrzeug im Bildbereich zu sehen sei, (je nach gewählter Kamera durch das System) nicht auszuschließen sei, dass in direkter Nähe dazu ein weiterer PKW fahre.

 

In der Zusammenfassung bekundeten die Autoren, dass die Fahrversuche gezeigt hätten, dass es für die Messwertbildung scheinbar egal sei, welche Reflexionsgüte vom erfassten Fahrzeug erreicht worden sei. Nach Auffassung der Autoren würde die sog. "Auslöseschwelle" niedrig liegen, was bedeute, dass alle Objekte, die sich auf das Messgerät zubewegen, erfasst würden -gleichgültig, wie gut sie schließlich reflektieren. Dies führe zu Restzweifeln an der Zuordnungssicherheit im dichten Verkehrsgeschehen.

Quelle: "PoliScan-Software Speed mit neuer Software betriebssicher?" - Aufsatz in der SVR 4/2012 S. 121-126.

 

Fazit:

Messungen mit Poliscan Speed im dichten Verkehr bei mehrspurigen Fahrbahnen sollten daher kritisch betrachtet werden.